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Die Insel Mellum zählt zu den letzten Paradiesen in Deutschland. Es ist eine der drei unbewohnten Inseln im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“. Die Natur ist hier strengstens geschützt. Mellum darf nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Nationalparkverwaltung und nur außerhalb der Brutzeit der Vögel betreten werden. Mellum ist das Musterbeispiel natürlicher Dynamik im Wattenmeer. Von ca. 7 ha im Jahr 1903 ist die Insel auf heute über 450 ha gewachsen. Bereits 1921 wurde die Insel unter Schutz gestellt und seit 1925 durch den Mellumrat e.V. betreut. Der Verein unterhält auf der Insel ein Schutzhaus. Nur außerhalb der Brutzeit der Vögel werden wenige Exkursionen vom Mellumrat e.V. durchgeführt. Eine davon ist die alle zwei Jahre stattfindende „Müllsammelaktion auf Mellum“, und wir von der Jugendabteilung des Angelfischerverbandes im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. waren im Jahr 2021 mit einer Gruppe bereits nach 2019 das zweite Mal dabei.

Wegen „ungünstiger Wetterprognosen“ wurde die für den 07. August geplante Aktion auf Mellum kurzfristig abgesagt. Einige Tage später wurde uns der 21. August 2021 als Ersatztermin aufgegeben. Schnell stellte sich heraus, dass der Großteil der ursprünglichen Truppe aus den unterschiedlichsten Gründen diesen Termin leider nicht wahrnehmen konnte, und es blieb nicht allzu viel Zeit eine Ersatzgruppe zu bilden. Eines wollten wir nicht – die Teilnahme komplett absagen! Letztendlich stand eine Gruppe von fünf Personen für die Tour „Abenteuer Mellum 2.0“ fest. Derk Decker, Jason Büschker, Torsten Kampf, Jörg Wachtmeester und Gerold Martin wollten helfen, die Insel ein stückweit vom Plastikmüll aus dem Meer zu befreien.

Die Wetterprognosen waren für diesen Tag sehr vielversprechend – Sonne, kein Regen und wenig Wind! Nach dem schlechten Wetter der Vortage ein Lichtblick. Bereits um 5:30 Uhr war Treffen am Außenhafen von Hooksiel unter Einhaltung der vorgegebenen Regeln. Begrüßt wurden wir durch Silke Schmidt, Vertreterin des Mellumrat und Organisatorin der diesjährigen Tour, die uns auch auf die Insel begleitete. Nach Kontrolle der negativen Test-Zertifikate und kurzer Einweisung und Erklärungen ging es an Bord von zwei Schlauchbooten und um 6:00 Uhr legten wir in Richtung Wattkante ab.

Ein wunderschöner Sonnenaufgang aus dem Meer belohnte das zeitige Aufstehen. Insgesamt waren in diesem Jahr 20 Personen dabei, um die Insel vom Meeresmüll zu befreien. Dies sollte unter Leitung der Gebietsbeauftragten und Naturschutzwartinnen- und Warte des Mellumrat erfolgen. Nach einer halbstündigen Bootstour war die Wasserkante zum Wattenmeer vor Mellum erreicht. Mitglieder des Teams der derzeitigen Naturschutzwarte der Insel holten uns mit Wattwagen für die an Bord befindlichen Güter und Wasserflaschen ab. Beim Ausstieg stand das Wasser etwa knietief und es begann ein Fußmarsch von etwa 30 Minuten durch Priele und Watt bis zum Strand der Insel. Hier begrüßten uns Naturschutzwart Jonas und das restliche Team von Mellum.

Nach umfänglichen Erklärungen der Regeln, die beim Sammeln des Mülls zu beachten sind, wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt, um möglichst alle Strandabschnitte zu erreichen. Unser Trupp wurde der Gruppe „Nord“ zugeteilt und wir hatten somit den am weitest entfernten Abschnitt erhalten. Vor uns lag zunächst ein längerer Fußmarsch, wieder auch durch Watt und Priele, um unseren Abschnitt an der Nordspitze der Insel zu erreichen, um von dort aus mit dem Sammeln zu beginnen. Ein langer Strandabschnitt lag vor uns. Jonas und einige Mitglieder des Teams waren unsere Mitstreiter. Ein Wattwagen ausgestattet mit Jutesäcken, Big-Packs für den gesammelten Abfall, Spaten und Wasserflaschen stand uns zur Verfügung und so zogen wir los. Das Sammeln von Plastikmüll konnte beginnen. Schnell füllten sich die Jutesäcke mit den verschiedensten Dingen. Diese wurden in Big-Packs umgefüllt, die zu einem späteren Zeitpunkt abgeholt werden. Plastikabfall aller Art und viele kleine Plastikfäden, vermutlich Reste von Scheuerfäden - so genannter „Dolly Ropes“, die in der Fischerei eingesetzt werden. Netzreste in unterschiedlichsten Farben und Größen waren zahlreiche Ausbeute. Große, zum Teil noch im Sand verborgene Netze und Planen waren mehrfach dabei. Einige Teile lagen so tief im Sand und mussten mit dem Spaten ausgebuddelt werden, auch um die Vegetation zu schonen. Seilreste, Fischkisten, Schutzhelme, Kanister, die auch zum Teil noch gefüllt waren, Flaschen, Ballons aus Kunststoff, Ballonreste mit deren Kunststoffbändern, Reste von Blumen von Seebestattungen, Eimer, Fässer, Boots-Fender, Getränkedosen, die teilweise auch noch gefüllt waren, Körbe, Joghurtbecher, Plastikhüllen von Würsten, Schuhe und Stiefel, Malerpinsel und Rollen, Kinderspielzeug, etc. Das Angebot der Naturschutzwarte, gefundene Bälle mitzunehmen wurde dankend abgelehnt. Einfach alles nur Erdenkliche, was das Meer wieder hergegeben hat, wurde eingesammelt. Offensichtlich waren auch ins Meer gestürzte Containerinhalte dabei, denn es waren zahlreiche Kunststoff-Fahrradschutzbleche und Plastik-Orchideen dabei. Traurig stimmten uns die toten Seevögel und Skelette von Schweinswalen und Seehundbabys. Muschelbänke lockern das Strandbild auf. Beeindruckend wie sich das Bild des Strandes und der Insel in den Regionen verändert.

Die Pausen wurden gemeinsam am Strand verbracht, und so erfuhren wir von der Arbeit und dem Leben auf der Insel. Am Ende unseres Abschnitts hatten wir drei prall gefüllte Big-Packs Müll und einige größere danebengestellte Gegenstände gesammelt.

Um das Stationshaus, den Sammelplatz aller Akteure, zu erreichen, hatten wir nochmals einen langen Fußmarsch vor uns. Am Ziel angekommen konnten wir sagen, dass wir die Insel praktisch fußläufig umrundet hatten und dabei weit mehr als 15 km zurückgelegt hatten. Die Besichtigung des Stationshauses war Corona bedingt in diesem Jahr nicht möglich.

Insgesamt wurden an diesem Tag 11 große Big-Packs von den fleißigen Helferinnen und Helfern gefüllt. Etwa 16 Kubikmeter Meeresmüll, der nun in der Natur keinen Schaden mehr anrichten kann. Im Nachgang haben wir von Silke Schmidt erfahren, dass dies grob geschätzt 16.600 Einzelteile waren!

Gegen 18:00 Uhr ging es wieder durchs Watt an die Wasserkante zurück. Hier wurden wir wieder von den Schlauchbooten aufgenommen, die uns wieder zum Außenhafen nach Hooksiel brachten. Vom Team der Insel wurden wir an der Wasserkante mit Winken verabschiedet.

Ein sehr anstrengender Tag, geprägt von vielen Eindrücken und Erlebten, fand seinen Ausklang. Danke auch an unsere Truppe für die aktive Mithilfe. Auch wenn das, was wir an dem Tag geschafft haben nur als kleiner Beitrag zur Müllbekämpfung der Meere beiträgt, hat es sich gelohnt.

2023 findet wieder eine Sammelaktion auf Mellum statt, und wir sind wieder dabei!

Gerold Martin

Projektpartner

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